Stadt will aber Konkurrenz von Baugebieten untereinander vermeiden: Planungen auf der Paulshöhe und im Küchengarten nicht vor 2018.
Gerd Riesner ist hoch zufrieden. Gerade erst hat der Geschäftsführer der Firma Grundstücks- und Erschließungskontor (gek) den Grundstein für das jüngste Bauvorhaben des Unternehmens gelegt, und schon sind 11 der 17 Wohnungen im Hafenquartier HQ6 verkauft. „Die Nachfrage nach höherwertigem Wohnraum ist in Schwerin ungebrochen“, freut sich Riesner. Er hat zusammen mit seinem Partner Karsten Bunsen schon das benachbarte HQ7 hochgezogen – und ebenso schnell verkauft. „Das sind zum Teil Senioren, die hier selbst eingezogen sind, das sind aber auch 30-jährige Unternehmer, die die Wohnungen als Geldanlage erwerben.
Dass der Markt für hochwertige Wohnungen in Schwerin immer noch nicht gesättigt ist, bestätigt auch Margitta Schumann, Vorstand der Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft (SWG). Das Unternehmen baut direkt an der Kaikante des einstigen Hafens ein Haus mit Mietwohnungen. „Die Wohnfläche liegt immer über 100 Quadratmeter“, sagt Schumann. „Die Preise bewegen sich im oberen Schweriner Niveau zwischen 8,50 und 10 Euro. Die Nachfrage ist sehr gut.“
Seit Mitte der 1990er-Jahre wird in Schwerin diskutiert, ob mehr Wohnungen im sogenannten Premiumsegment gebraucht werden. Das Angebot ist mittlerweile vielfältig. Die Folge: Wer in der Landeshauptstadt eine hochwertige Wohnung sucht, der findet auch eine. Im Internet gibt es Offerten in der Innenstadt und im Hafen, im Schlossgartenviertel und in Friedrichsthal. „Pro Jahr werden etwa 150 bis 200 Wohnungen oder Einfamilienhäuser gebaut“, sagt Baudezernent Wolfram Friedersdorff. „Dieser Trend hält seit Jahren an. Dass der Markt bald gesättigt ist, glaube ich nicht.“ Trotzdem ist Friedersdorff vorsichtig, wenn es um die Ausweisung neuer, hochwertiger Baugebiete geht. Denn zunächst sollen noch zu bauende Wohnungen im Hafen und in den Waisengärten an den Mann gebracht werden. Und da soll es keine Konkurrenz der Baugebiete untereinander geben.
Deshalb will die Stadt nicht vor 2018 an die Planung von Baugebieten auf der Paulshöhe und im Küchengarten gehen. „Eine Ausnahme ist Lankow, das müssen wir auf jeden Fall anfassen.“ Schon allein aus Gründen der „Stadtreparatur“, wie es der Baudezernent formuliert. Und so sollen im kommenden Jahr die Planungen für rund 400 Einwohner auf einer neun Hektar großen Fläche (SVZ berichtete).
Der Gestaltungsvorschlag einer Schweriner Architekturbüros – siegreich in einem Wettbewerb – liegt vor. Er ist angelehnt an das Weimarer Wohngebiet „Am Horn“. Das wird im Volksmund nur „Professorenhügel“ genannt – ein Hinweis auf das dort wohnende Klientel. Allerdings: Es hat fast zehn Jahre gedauert, bis alle Häuser und Wohnungen in Weimar verkauft waren.
Das in Schwerin die Nachfrage nach hochwertigem so hoch ist, liegt auch am derzeitig niedrigen Zinsniveau. „Wenn die Zinsen steigen, kann das schon ganz anders aussehen“, sagt Wolfram Friedersdorff. Er weiß deshalb, dass das Geschäft kein Selbstläufer ist. Denn bisher kommt ein Drittel der Käufer aus Schwerin, ein Drittel aus dem näheren Umland und ein Drittel von weiter her. „Das sind meist alte Schweriner, die zurückkehren“, so der Baudezernent. Aber er will auch andere Interessengruppen erschließen.
„Warum soll ein Professor der Hamburger Universität nicht in Schwerin wohnen?“ Und IT-Spezialisten können überall arbeiten, wo sie einen Internetanschluss haben. Um solche Leute will Friedersdorff verstärkt werben. Das ist ganz im Sinne von Margitta Schumann. „Wir müssen Schwerin als attraktiven Wohnungsstandort vor allem in den Ballungsräumen bekannter machen. Denn wir wissen nicht, wie die Nachfrage nach hochwertigem Wohnraum hier in fünf Jahren ist.“
Quelle: Schweriner Volkszeitung (SVZ); 08.04.2013; Gert Steinhagen