Nach fünf Jahren intensiver Diskussion Bürgerbeteiligung starten die Erschließungsarbeiten für ein neues innerstädtisches Wohngebiet.
Was lange währt, wird endlich gut? Die Protagonisten jedenfalls sind davon überzeugt. Gestern gab es bei strahlendem Sonnenschein den ersten Spatenstich für die Erschließung des innerstädtischen Baugebietes in den Waisengärten. Ab heute sind die Bagger dabei, die Flächen für den ersten Bauabschnitt herzurichten. Hier sollen insgesamt etwa 150 Wohnungen entstehen. Zwei Schweriner Baufirmen haben den Grund und Boden bereits erworben. Mit weiteren Investoren, darunter die Schweriner Wohnungsgenossenschaft, werden Gespräche geführt.
Bereits vor genau 150 Jahren hatte Georg Adolf Demmler einen Verschönerungs- und Erweiterungsplan für die Residenzstadt Schwerin vorgelegt. Der umfasste auch das Areal der Waisengärten, wurde aber nie umgesetzt. Erst nach 1990 gab es wieder Überlegungen, das Areal zu bebauen. Internationale Architektenwettbewerbe wurden durchgeführt, es stand sogar einmal ein Investor bereit. Doch all diese Vorhaben zerschlugen sich.
Vor fünf Jahren dann wurde das Projekt der Landesgrunderwerb Mecklenburg-Vorpommern (LGE) übergeben. Die brachte es nun soweit, dass der erste Spatenstich erfolgen konnte. „Es war eine exorbitant lange Planungsphase“, sagte LGE-Geschäftsführer Robert Erdmann. „Es war aber auch das erste Mal in Schwerin, dass die Bürger so intensiv eingebunden wurden.“ Außerdem dauert der „kommunalpolitische Prozess“ sehr lange. Im Klartext: Die Stadtvertreter konnten sich nicht einigen. Die Umweltverbände, insbesondere der BUND, machten ebenfalls immer wieder Front gegen eine Bebauung der Waisengärten. Und die dort angesiedelten Kleingärtner wollten zunächst ihre Parzellen auch nicht aufgeben. Erst das Angebot der LGE für Entschädigungszahlungen überzeugte die Kleingärtner. „Als dann die ersten Überweisungen von uns kamen, war das Eis gebrochen“, erinnert sich Erdmann. „Die Zusammenarbeit mit den Kleingärtnern war letztendlich die beste. Aber der gesamte Prozess war insgesamt sehr anstrengend.“
Jetzt kann endlich gebaut werden, wenngleich auch der Bebauungsplan noch nicht von der Stadtvertretung beschlossen wurde. Das lässt das Baugesetzbuch durchaus zu. Einfach wird es offenbar nicht. „Uns stehen viele Monate Bauarbeiten auf dem Areal bevor“, sagte Robert Erdmann. Parallel zur Erschließung wird das Unternehmen gek Grundstücks- und Erschließungskontor GmbH aus Banzkow bereits mit dem Hochbau beginnen.
„Wir wollen übernächste Woche loslegen“, sagte Karsten Bunsen, der Chef der beauftragten Baufirma. Im ersten Bauabschnitt wird ein Mix aus Stadthäusern, Miet- und Eigentumswohnungen entstehen. „Die Nachfrage ist bereits jetzt sehr gut“, so Robert Erdmann. „Das bestätigt uns, dass der Standort hier am Wasser sehr attraktiv ist.“
Quelle: Schweriner Volkszeitung (SVZ); 20.08.2013; Gert Steinhagen